Exkurs: Giffen-Güter

Die grundlegende Annahme, die wir bisher bei Preis-Absatz-Funktionen getroffen haben, entsprach dem Gesetz der Nachfrage: Wenn der Preis steigt, dann sinkt die nachgefragte Menge. Dieser negative Zusammenhang zwischen Preis und Nachfrage gilt für die allermeisten Güter, doch es gibt auch Ausnahmen: die sogenannten Giffen-Güter. Während wir im Haupt-Kurs weiterhin vom Gesetz der Nachfrage und somit von einem negativen Zusammenhang zwischen Preis und Menge ausgehen werden, lohnt sich doch ein kleiner Blick in die Welt der Giffen-Güter.

Oktoberfest-Bier

Das Bier auf dem Oktoberfest kann als ein sehr anschauliches Beispiel für ein Giffen-Gut angesehen werden. In einem Artikel der FAZ wird eine Studie beschrieben, die darlegt, dass in den letzten Jahren die Preise für Bier auf dem Oktoberfest rasant anstiegen. Die nachgefragte Menge hingegen fiel nicht etwa – wie das Gesetz der Nachfrage vorhersagen würde – sondern stieg vielmehr immer weiter an. Bei Oktoberfest-Bier handelt es sich also um ein Giffen-Gut.

Eine etwas wissenschaftlicher angelegte Untersuchung aus dem Jahr 2006 konnte die Existenz eines bestimmten Giffen-Gutes in einer sehr armen Region Chinas belegen: Reis. In einem Feldexperiment fanden zwei Forscher aus Harvard heraus, dass sich die nachgefragte Menge an Reis verringert, wenn sich der Preis des Reises reduziert. Einwohner, die Gutscheine für kostenlosen Reis erhielten (indirekte Preissenkung), fragten in Folge dessen weniger Reis nach, als vor der Preissenkung.

Woran liegt das?

Warum steigt die Nachfrage nach teurerem Bier an und warum sinkt die Nachfrage nach günstigerem Reis? Was sind also die Gründe, warum es Giffen-Güter gibt?

1. Konsument lebt am Existenzminimum

Wenn ein Haushalt nur sehr wenig Geld zur Verfügung hat, dann müssen bestimmte Güter wie z.B. Grundnahrungsmittel, auch dann weiterhin (oder noch stärker) nachgefragt werden, wenn der Preis dieser Güter steigt. Wird z.B. Brot teurer, führt das dazu, dass sich ein Haushalt (noch) teurere Güter (wie Fleisch) nicht mehr leisten kann und das Giffen-Gut Brot noch stärker nachfragen muss als zuvor. In dem Feldexperiment aus China wurde den Haushalten durch die indirekte Preissenkung von Reis ihr relatives Einkommen erhöht. Dadurch konnten sie sich auch teurere Güter, wie z.B. Fleisch, in größerem Maße leisten und fragten somit den Reis deutlich weniger nach.

2. Snobeffekt

Bestimmte Produkte werden für einige Konsumenten erst dann interessant, wenn das Gut aufgrund eines hohen Preises sehr exklusiv ist und es sich somit nicht mehr jeder leisten kann. Luxusgüter, wie teure Uhren oder Autos sind hierfür ein gutes Beispiel. Der Preis des Gutes ist hierbei für den Konsumenten weniger entscheidend als die Tatsache, dass andere Menschen sich das entsprechende Produkt nicht leisten können.

3. Veblen-Effekt

Der Veblen-Effekt wird häufig mit dem Snob-Effekt verwechselt. Auch hier geht es häufig um Luxusgüter. Der Grund hier ist allerdings, dass sich Produkte gekauft werden, um zu zeigen, dass man sie sich leisten kann. Es steht also der soziale Status im Vordergrund (Geltungsdrang).

Weitere Infos

Falls ihr noch mehr über die vorgestellten Studien oder die mikroökonomischen Hintergründe (Einkommens- und Substitutionseffekte) von Giffen-Gütern erfahren wollt, dann werft gerne mal einen Blick in die folgenden Quellen:

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