Wenn ein Unternehmen die Preise für seine Produkte kalkuliert, kann es dies kostenorientiert oder nachfrageorientiert tun. Die kostenorientierte Preiskalkulation verwendet hauptsächlich die eigene Kostenfunktion des Unternehmens, während bei der nachfrageorientierten Preiskalkulation auf die Gewinnfunktion zugegriffen wird, in welcher neben der Kostenfunktion auch die Umsatzfunktion (und somit auch die Preis-Absatz-Funktion) inbegriffen ist (siehe Lektion 5).
Bei der kostenorientierten Preiskalkulation werden also zunächst nur die (Kosten-)Daten aus dem Unternehmen selbst verwendet. Hierzu wird zunächst der eigene Produktionsprozess analysiert und die betriebliche Leistungserstellung monetär mit Kosten bewertet (Kostenrechnung). Anhand der Kostenfunktion können die Stückkosten einer Leistungseinheit (eines Produktes) ermittelt werden (z.B. Stückkosten auf Vollkostenbasis). Dieser Betrag dient dann als Sockelbetrag für die Preiskalkulation. Doch wie wird nun ausgehend von diesem Sockelbetrag der endgültige Verkaufspreis festgelegt?
Beim Cost-Plus-Pricing, welches in der Praxis häufig Anwendung findet, ermittelt der Anbieter zunächst, wie viel die Produktion einer Leistungseinheit (eines Produktes) kostet und setzt dann auf diesen Sockelbetrag einen prozentualen Gewinnaufschlag (γ) fest.
In einem typischen Industrieunternehmen könnte ein Cost-Plus-Pricing folgendermaßen aussehen:
Es gibt einige Argumente für die Anwendung einer kostenorientierten Preispolitik. Zum einen liegen die Daten über die Kosten des Unternehmens bereits vor (Kosten- und Leistungsrechnung bzw. Betriebsstatistik). Im Gegensatz zur nachfrageorientierten Preiskalkulation müssen hier keine zusätzlichen Erhebungen durch Marktforschungsaktivitäten erfolgen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Nachfrage-Seite völlig „vernachlässigt“ wird. Über die Höhe des Gewinnzuschlags kommen implizit auch Marktüberlegungen zum Tragen. Diese haben allerdings eher „common-sense“- Charakter und sind nicht mathematisch/gewinnoptimal fundiert.
Ein weiterer Vorteil der kostenorientierten Preispolitik ist, dass bei einem (brachen-)üblichen Gewinnzuschlag sowohl die Fairness der Preise bei den Nachfragern als wahrgenommen wird, als auch ruinöse Preiskämpfe zwischen Anbietern vermieden werden.
Ein großes Problem der kostenorientierten Preiskalkulation besteht darin, dass in Unternehmen, die nicht nur ein, sondern mehrere Produkte anbieten, das kostenrechnerische Problem der Verrechnung von Gemeinkosten auf eine Produktart gelöst werden muss. Zudem muss natürlich auch erst einmal die Kostenfunktion des Unternehmens bekannt sein.
Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere Nachteile:
Falls dich das Thema Preiskalkulation interessiert und du noch mehr Hintergrundinformationen erfahren möchtest, findest du weitere (und tiefergehende) Informationen in folgenden Quellen: